Taylor Swift in Gelsenkirchen: Eine Stadt im Ausnahmezustand


Dass irgendetwas anders ist, sieht man schon, wenn man an diesem Mittwoch mit der Straßenbahn in die Innenstadt von Gelsenkirchen fährt. Entschuldigung: In die Innenstadt von „Swiftkirchen“ natürlich.

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Kaum eine andere Stadt zeigt sich dieser Tage so stolz über den Besuch von Megastar Taylor Swift wie die Arbeiter­metropole im Ruhrpott. Orts­eingangs­schilder mit dem Namen „Swiftkirchen“ wurden aufgehängt, überall hängen Plakate, verhüllte Gebäude und Hinweise auf den großen Tag. Neben einem herunter­gekommenen Paketshop in der Innenstadt steht ein lebensgroßer Pappaufsteller von Taylor Swift im Glitzerkleid.

Sogar eine eigene Bodenplatte wurde Swift diese Woche gewidmet: Ihr Porträt prangt jetzt auf dem Gelsenkirchener „Walk of Fame“, neben Schalke-Legende Rudi Assauer und Autorin Ilse Kibgis.

„Um ein Haar wären wir heute gar nicht hier“

Der Heinrich-König-Platz-Platz in der Innenstadt heißt an diesem Mittwoch ebenfalls anders, nämlich: „Taylor Town“. Und hier ist schon Stunden vor dem Konzert die Hölle los. Jede Menge „Swifties“, so nennen sich die Superfans der Sängerin, haben sich hier mit ihren ausgefeilten Outfits zu einer ganz eigenen Veranstaltung versammelt, mit DJ-Sets, Karaoke-Shows und einem kleinen Markt, auf dem man Accessoires und andere Andenken tauschen kann. Gemacht ist die Veranstaltung auch für all diejenigen, die keine Karte für das Konzert am Abend mehr bekommen haben.

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Aufregung in Gelsenkirchen: Fans sind bereit für Taylor-Swift-Konzert

Die Aufregung in Gelsenkirchen ist riesig: Am Abend spielt Taylor Swift hier ihr erstes von drei Konzerten in Deutschland.

Viele der Besucherinnen und Besucher hier hatten allerdings Glück. Kassandra, Sasha, Lena und Marit zum Beispiel. Sie vertreiben sich die Zeit bis zum Konzert am Merchandise-Shop auf dem Heinrich-König-Platz. Angereist ist die Freundes­gruppe aus dem benachbarten Dortmund und aus Aachen.

„Um ein Haar wären wir heute gar nicht hier“, erzählt Lena. Beim ersten Durchgang des Karten­vorverkaufs waren die vier noch leer ausgegangen. „Durch Zufall haben wir ein paar Wochen später gesehen, dass weitere Restkarten verkauft wurden – da haben wir zugeschlagen.“ Das war passenderweise am Tag von Lenas Geburtstag. 160 Euro pro Kopf haben sie und ihre Freunde für die Tickets ausgegeben.

Jetzt stehen die Vier auf dem Swiftie-Fest in der Innenstadt und sehnen den Abend herbei. Zum Konzert haben die Freunde ein selbst gemaltes Schild mitgebracht, auf dem mehrere Begriffe stehen – etwa „Swiftkirchen“ oder „Ruhrpott“. Andere „Swifties“ sollen abstimmen, welches Wort am Abend im Stadion gerufen werden soll. Diese Fanrufe haben auf Konzerten der Sängerin Tradition. „Swiftkirchen“ liegt aktuell vorn, zeigt die Strichliste auf dem Plakat.

Die Taylor-Swift-Fans Kassandra, Sasha, Lena und Marit hätten fast keine Karten mehr bekommen. Umso größer ist die Freude, dass es doch noch geklappt hat.

Die Taylor-Swift-Fans Kassandra, Sasha, Lena und Marit hätten fast keine Karten mehr bekommen. Umso größer ist die Freude, dass es doch noch geklappt hat.

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„Swiftie“-Outfits glitzern überall in Gelsenkirchen

Immer wieder kommen andere Fans vorbei, die mit der Freundes­gruppe Smalltalk halten – viele kommen aus dem Ausland. Mit ihnen werden selbst gemachte Freundschafts­bändchen getauscht: Die Stimmung unter Fans sei so offen und herzlich, schwärmt Marit. Alle verbinde die eine große Leidenschaft, alle teilten dieselben Werte.

Ein paar Meter weiter stehen Sara und Helen aus dem benachbarten Gladbeck. Sie gehen erst am Donnerstag zum Konzert – „Taylor Town“ in der Innenstadt wollen sie sich trotzdem nicht entgehen lassen. Am Merchandise-Shop wollen sie ein Andenken an das einmalige Event abstauben.

„Swifties“ sei sie schon seit ihrer Kindheit, erzählt Helen – Sara wurde erst später von dem Hype infiziert, dem man sich augenscheinlich nur schwer entziehen kann. „Um Karten für das Konzert zu bekommen, haben wir parallel mehrere Computer- und Smartphone-Browser geöffnet“, erinnert sich Sara. Zu groß sei der Wunsch gewesen, das eigene Idol einmal live zu sehen. Es hat geklappt.

Die Taylor-Swift-Fans Sara und Helen.

Die Taylor-Swift-Fans Sara und Helen.

Für das Konzert am Donnerstag­abend haben die beiden sogar eigene Outfits gebastelt und genäht – wie so viele Swifties hier in der Innenstadt. Die Kleider der Superfans orientieren sich an den Alben und Bühnenoutfits der Sängerin. In der Innenstadt sieht man knallig rote, grüne oder blaue Outfits, mal mit Mond- und Sternenmotiven, häufig mit viel Glitzer.

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„Dass Taylor Swift drei Tage hintereinander spielt, ist etwas Besonderes“

Auch Martina Rudowitz zeigt sich begeistert von dem bunten Treiben, als sie über den Platz in der Gelsenkirchener Altstadt schlendert – und das, obwohl die 66-Jährige gar kein „Swiftie“ ist. Rudowitz ist Bürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen und findet den Anblick so vieler junger Leute in der Altstadt einfach nur „cool“, wie sie sagt. Man blicke in „so viele glückliche Gesichter“.

Zwar würden immer wieder Weltstars in Gelsenkirchen auftreten, sagt Rudowitz, „dass Taylor Swift allerdings gleich drei Tage hintereinander in unserer Stadt spielt, ist schon etwas ganz Besonderes“. Schon seit Wochen herrsche eine ganz besondere Stimmung. „Es fing mit der Fußball-Europa­meisterschaft an“, sagt Rudowitz – und jetzt zeige sich die Stadt ein weiteres Mal von ihrer besten Seite.

Gelsenkirchen ist eine Stadt, die durchaus ihre Probleme hat, ein Ort, der den Struktur­wandel nie wirklich geschafft hat. Rudowitz hofft, dass sich etwas von der Stimmung in der Stadt verfängt – und dass die Großereignisse der vergangenen Wochen ein Vorbild für die Zukunft sind. „Die Idee ‚Swiftkirchen‘ geht auf einen Fan zurück, die eine Petition gestartet hat“, sagt die Bürgermeisterin. Daran sehe man, wie man mit Engagement etwas Tolles erschaffen kann. Auch das Stadt­marketing habe großartige Arbeit geleistet.

Die Stadt Gelsenkirchen wird im Juli Schauplatz für die «Eras Tour» von Superstar Taylor Swift - und gibt zu Ehren der Musikerin einen neuen Namen. Enthüllt wurde das «Swiftkirchen» von Swift-Fan Aleshanee Westhoff.

Wie sich Gelsenkirchen in „Swiftkirchen“ verwandeln will

Weil Popstar Taylor Swift im Juli drei Konzerte in Gelsenkirchen spielt, verwandelt sich die Stadt kurzzeitig in einen „Swiftie“ – und ändert dafür sogar ihren Namen.

Tatsächlich hatte die Stadt Gelsenkirchen schon seit Wochen exzessives Marketing für die anstehenden Deutschland-Konzerte des Popstars gemacht – zu stolz waren die Verantwortlichen, dass Swift nicht in Berlin oder Köln oder Frankfurt spielt, sondern im unscheinbaren Gelsenkirchen. Für die Stadt, die als eine der ärmsten Deutschlands gilt, ist es nach den Spielen der Fußball-EM gleich das zweite Highlight innerhalb weniger Wochen. Nach dem Auftakt in der Schalke-Arena tritt Swift an jeweils zwei Abenden in Hamburg und München auf.

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Neben „Taylor Town“ in der Gelsenkirchener Innenstadt wurden am Hauptbahnhof und an der Arena Cheerleader aufgestellt, die „Swifties“ bei ihrer Ankunft beklatschen. In der Innenstadt prangt ein 90 Quadratmeter großes 3D-Bild des Superstars, auch einen Tattoo-Stand gibt es.

Doch nicht jedem scheint das zu gefallen. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Berichte über gestohlene, beklebte oder beschmierte „Swiftkirchen“-Plakate – zum Bedauern des Stadtmarketings, das sich in einem Facebook-Kommentar äußerte.

„Boah, Leute, das nervt! Bei allem Verständnis dafür, dass wir natürlich hier in GE jede Menge Probleme haben, die wir auch lösen sollten. Aber: Hier erwarten wir von euch ganz klar Lokal­patriotismus und gesunden Menschen­verstand“, schreiben die Verantwortlichen. Gelsenkirchen erfahre gerade viel positive Aufmerksamkeit. „Jetzt liegt es aber auch an euch, dass wir uns der Welt vernünftig präsentieren!“

Mit diesen Ortsschildern verwandelt sich die Stadt in Swiftkirchen.

Mit diesen Ortsschildern verwandelt sich die Stadt in Swiftkirchen.

Fans verwandeln den Bahnhof in eine Konzerthalle

Kassandra, Sasha, Lena und Marit jedenfalls sind begeistert von dem, was die Stadt auf die Beine gestellt hat. „Gelsenkirchen hat sich richtig viel Mühe gegeben“, lobt Lena. Für Fans sei das Innenstadt-Fest die ideale Vorbereitung auf den Abend.

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Singende Taylor-Swift-Fans an den Gleisen in Gelsenkirchen

In Gelsenkirchen ging wegen des Taylor-Swift-Konzerts zwischenzeitlich nichts mehr. Davon ließen sich Fans aber nicht die gute Laune verderben.

Ganz rund lief am ersten Swift-Tag trotzdem nicht alles. Als Fans am Nachmittag aus der Innenstadt zur Arena aufbrechen wollten, standen sie an überfüllten Bahnhöfen und vor vollen Zügen. Die Bahnlinie 302 in Richtung Arena rauschte teilweise einfach am Bahnhof vorbei, weil sie keine Fahrgäste mehr aufnehmen konnte.

Zu schlechter Stimmung kam es aber trotzdem nicht. Manche Fans verwandelten den Bahnhof Heinrich-König-Platz kurzerhand zu einer Konzerthalle: Direkt an den Gleisen stimmten Fans die größten Hits von Taylor Swift an. Es dauerte nicht lange, da stimmte fast der gesamte Bahnhof mit ein.

Swift selbst soll am Abend gegen 19 Uhr auf der Bühne stehen.



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