Mehdi Rajabian: Musik gegen die Unterdrückung | Unterhaltung


Sich ausdrücken, Musik machen, frei sein – ein Leben, von dem Mehdi Rajabian (34) und viele seiner Künstlerkollegen im Iran nur träumen können. Doch genau diese Sehnsucht hält sie am Leben.

Mehdi Rajabian wurde zweimal inhaftiert. Die Anklagen des Mullah-Regimes im Iran lauteten: Beleidigung religiöser Heiligkeiten, Propaganda gegen die Islamische Republik und unerlaubte künstlerische Betätigung.

„Ich war 2013 und 2015 bis 2017 und 2021 im Gefängnis. Insgesamt etwa zweieinhalb Jahre“, so Mehdi Rajabian im Gespräch mit BILD. „Dazu kommen noch drei Monate Einzelhaft und vierzig Tage Hungerstreik.“

Für Menschenrechte und seine Kunst riskiert Mehdi Rajabian alles. Er könnte jederzeit erneut festgenommen werden

Für Menschenrechte und seine Kunst riskiert Mehdi Rajabian alles. Er könnte jederzeit erneut festgenommen werden

Foto: Privat

Seine Erfahrungen im Gefängnis haben sowohl körperliche als auch seelische Narben hinterlassen.

Rajabian zu BILD: „Meiner Meinung nach sollte kein Mensch zwei Dinge in seinem Leben erleben. Das erste ist ein Hungerstreik und das zweite ist Einzelhaft. Ein Hungerstreik zerstört den Körper und Einzelhaft zerstört die Seele, leider habe ich beides erlebt. Nach dieser Erfahrung bist du definitiv kein normaler Mensch mehr und deine Perspektive ist völlig anders.“

Trotz dieser traumatischen Erlebnisse hat Rajabian es geschafft, kreative Projekte zu entwickeln, selbst unter den schlimmsten Bedingungen.

„Ich habe die erste Idee für zwei Projekte im Gefängnis geschrieben und sie dann außerhalb des Gefängnisses umgesetzt. Im Gefängnis gibt es keine Musik, es gibt keinen Frieden, aber du hast das wichtigste Werkzeug bei dir, es ist der Traum und der Verstand, diese beiden reichen aus, um jedes große Leid zu überwinden.“

Jedes neue Projekt birgt für ihn ein Risiko, doch er möchte nicht aufgeben. Und erst recht nicht schweigen.

Der Komponist ist überzeugt: „Wenn man im Gefängnis Dinge sieht, über die man schweigt, bedeutet das meiner Meinung nach, dass man mit dem Unterdrücker zusammenarbeitet. Man kann definitiv nicht mehr gleichgültig gegenüber den Ereignissen um einen herum sein. Selbst wenn man dadurch viele Male ins Gefängnis zurückkehren muss.“

Gerade hat er die Musik für einen Kampagnenfilm der Filmemacher Jens and Jan Weiss für Mercedes-Benz komponiert, ist stolz auf seine Leistung.

„Das Musikstück hatte fast eine Million Aufrufe auf meiner Seite, und ich denke, diese Reaktion ist großartig für wortlose Musik“, so Rajabian. Sein Ziel ist aber nicht nur der musikalische Erfolg: „Neben der professionellen Musikproduktion möchte ich die Stimme der Menschenrechtsverletzung sein und einen Schritt in Richtung Wahrheit machen.“

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Für seine Bemühungen wurde Rajabian 2023 von den Vereinten Nationen mit dem Preis des „International Art Contest for Minority Artists“ ausgezeichnet.

Diese Ehrung stellt jedoch ein Risiko für den unter Hausarrest stehenden Musiker dar, wie jede Anerkennung aus dem Ausland.

Denn: „Ich habe eine dreijährige Gefängnisstrafe auf Bewährung, die jederzeit vollstreckt werden kann“, so Rajabian. Aber der Musiker bleibt optimistisch, ist überzeugt: „Alles Schlechte wird am Ende zu meinen Gunsten ausfallen.“





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