Gigi D‘Agostino äußert sich zu Sylt-Video

Hannover. Der Song „L’amour toujours“ des italienischen DJs Gigi D’Agostino ist in Deutschland zu einer Hymne von Rechtsextremen mutiert. In den sozialen Medien werden Clips zum Song mit Nazi-Symbolen markiert, auf Dorffesten werden fremden­feindliche Parolen zur Melodie des Liedes gesungen. Seit einem Vorfall an Pfingsten auf Sylt wird über den weiteren Umgang mit dem Lied debattiert. Einige Veranstalter haben bereits angekündigt, den Italo-Dance-Song nicht mehr spielen zu wollen.

Eher schweigsam zu den Vorfällen war bislang der Urheber des Songs – nun allerdings meldet sich Gigi D’Agostino selbst zu Wort. Gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) macht der 56‑Jährige deutlich, dass er nur eine einzige Botschaft mit dem Song verbunden sehen will – und die ist das Gegenteil von fremdenfeindlichen Parolen.

Was Gigi D’Agostino sagt

„Mein Lied ‚L’Amour Toujours‘ erzählt von einem wunderbaren, großartigen und intensiven Gefühl, das Menschen verbindet: Es ist Liebe“, schreibt der Künstler auf Anfrage. „Es ist die Kraft der Liebe, die mich antreibt. Der Wunsch, meine Familie fest zu umarmen und Danke zu sagen, der Wunsch, gemeinsam Worte der Liebe zu singen und zu tanzen. Die Liebe zu meiner Frau. Der Wunsch, vor Freude zu lachen und zu weinen wegen der Schönheit des vereinten Gefühls. Das wunderbare Gefühl, das ein Sonnenuntergang oder ein Strandspaziergang in mir hervorrufen kann. Die Liebe, die ich zur Musik empfinde, zum Tanz.“

Der Songtitel „L’amour toujours“ ist Französisch und heißt übersetzt „Immer lieben“ – und genau das solle er auch bedeuten, betont der Künstler. Er beschreibe mit Worten und Musik eine Liebe, die „nicht in ein paar Augenblicken, einem Tag, einem Monat, einem Jahr eingedämmt werden“ könne, sondern ewig gelte. Zum Abschluss erklärt der 56‑Jährige unmissverständlich: „Das ist die einzige Bedeutung, die mein Lied hat.“

Von der Umdeutung des Songs im deutschsprachigen Raum hat D’Agostino offenbar nichts mitbekommen. „Ich weiß nichts über diese Sache“, erklärt er. Um seine psychische Verfassung zu schützen, nutze er keine sozialen Medien. „Ich nutze sie nur, wenn ich kommunizieren muss.“

Musikverlag plant rechtliche Schritte

Offen lässt der DJ, ob er gegen die Umdeutung seines Stückes rechtliche Schritte einleiten will. Deutlicher wird hingegen der Musikverlag, bei dem der Song und das dazugehörige Album „L’amour toujours“ in Deutschland erschienen sind. Das Label ZYX aus dem hessischen Merenberg erklärte gegenüber dem Hessischen Rundfunk, man werde juristisch gegen den Missbrauch vorgehen. Für rassistische Parolen sei der Song nicht gedacht.

ZYX hat dafür bei der Staatsanwaltschaft Limburg Strafanzeige gegen unbekannt erstattet, wegen Volks­verhetzung und möglicher Urheber­rechts­verletzungen. Die Strafverfolgungs­behörde prüft die Anzeige nun, wie ein Sprecher dem Sender am Freitag sagte.

Song wird zur Nazi-Chiffre

Hochgekocht war das Thema, nachdem sich Mitte der Woche ein Clip in den sozialen Medien verbreitet hatte. Er zeigt eine Gruppe junger Menschen, die im Nobelclub Pony in Kampen auf Sylt feiert. Mehrere Personen singen zum Song die Neonazi-Parole „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“, ein Mann zeigt dazu den Hitlergruß. Nach einem enormen Medienecho verloren die inzwischen identifizierten Partygäste ihre Jobs. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

Spätestens ab Herbst 2023 war der eigentlich harmlose Song immer wieder ins Visier der rechten Szene gerückt. Zunächst verbreitete sich eine fremdenfeindliche Umdeutung auf einem Dorffest in Mecklenburg-Vorpommern rasant im Internet, danach wurde das Lied in den sozialen Netzwerken immer wieder mit rechten Codes in den Kommentarspalten markiert. In den vergangenen Tagen hatte es bundesweit gleich mehrere Vorfälle mit fremdenfeindlichen Parolen auf Feiern in Zusammenhang mit dem Stück gegeben.