Das musst du vor dem Besuch wissen


Rocky Horror Show Deutschlandtournee

Time Warp nach 50 Jahren: das Musical Rocky Horror Show ist 2024/2025 in Deutschland.Bild: ATG Entertainment / JochenQuast

Musik

03.10.2024, 15:0904.10.2024, 13:16

Julia Dombrowsky

Ein junges Paar landet in einer Regennacht in einem verwunschenen Schloss, in der eine Gruppe notgeiler Aliens zusammen feiern, vögeln und Experimente an Menschen betreiben, bis sie genug von ihrem erratischen (und erotischen) Anführer, dem „sweet transvestite from transylvania“ haben und den Aufstand üben. Kaum zu glauben, dass diese Geschichte seit einem halben Jahrhundert Kulturfans begeistert.

Die „Rocky Horror Show“ ist auf Jubiläumstour durch Deutschland und wer Musicals mag, Vampire, Aliens, Horror, B-Movies oder einfach nur Sex, sollte sich das queere Kult-Stück (das bei der Uraufführung vor 50 Jahren bereits als Skandal galt) ruhig gönnen.

Die Rocky Horror Picture Show, (THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW) USA 1974, Regie: Jim Sharman, PATRICIA QUINN, TIM CURRY, RICHARD O BRIEN, Stichwort: Transvestit, Strapse, Weste, Slip UnitedArchives0000 ...

Das Musical wurde sowohl als Film als auch auf der Bühne zum Kult.Bild: imago stock&people / United Archives

Allerdings – und das als Vorwarnung – lohnt sich etwas Vorbereitung, wenn man dieses Musical zum ersten Mal besucht. Denn hier sind die Zuschauer:innen traditionell Teil der Show-Atmosphäre und wer nichtsahnend den Saal betritt, mag sich über die eine oder andere Aktion von Sitznachbar:innen wundern …

„Rocky Horror Show“ auf Tournee

Richard O‘ Brian’s Show wird ein halbes Jahr lang in Deutschland, Österreich und der Schweiz gastieren, unter anderem in Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Köln und München.
Die Shows werden im englischen Original aufgeführt, nur die prominenten Erzähler:innen (u.a. Ilka Bessin, Sky du Mont) begleiten die Rahmenhandlung auf Deutsch.
Die Tour startet am 31.10.24 in Berlin und endet am 29.04.25 in Stuttgart. Tickets ab ca. 34 Euro.

Alle Infos dazu findest du hier.

So kommen die Besucher:innen oft in freizügigen Kostümen, schreien dem Cast unflätiges Zeug entgegen und werfen mit Gegenständen.

„Rocky Horror Show“ hat Hardcore-Fangemeinde

Zur Erklärung: als der Film zum Musical 1975 in die Kinos kam, war die Story um das Spießer-Pärchen Brad und Janet, die beide vom bestrapsten Hausherren Frank’n’Furter entjungfert werden, vielen US-Kinos zu unsittlich und queer. Sie verbannten die Vorführungen auf Mitternacht.

Doch gerade der Skandal zementierte die Popularität der Geschichte und zog einen grellen Fankult in Kinosälen nach sich, die dann ins Musical zurückschwappte.

THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW, Patricia Quinn top, Tim Curry, 1975. TM & Copyright 20th Century Fox. All rights reserved./courtesy Everett Collection 20thCentFox/Courtesy Everett Collection ACHTUN ...

Patricia Quinn spielte Assistentin „Magenta“ (hinten).Bild: Imago Images / 20thCentFox/Courtesy Everett Collection

Patricia Quinn, die als „Magenta“ weltberühmt wurde, erinnert sich im Gespräch mit watson noch gut an diese Übergangszeit:

„Anfangs waren die Zuschauer brav, doch nach dem Film begannen sie, uns Widerworte auf die Bühne entgegenzurufen. Ich dachte nur: Was ist hier los?! Haltet alle die Klappe!“

Doch sie gewöhnte sich langsam an das Eigenleben, das die Produktion entwickelt hatte: „Zuerst dachte ich, die sind alle verrückt geworden.“ Aber über die Jahre hätte sie viele Fans mit ihrem Zimmermädchen-Kostüm und roten Perücken gesehen und zunehmend begriffen, dass sich das ehemals kleine Stück zu echtem Kult entwickelt hatte. „Irgendwie ist es doch außergewöhnlich, dass die Menschen nicht mehr nur eine Figur sehen wollen, sondern sie sogar imitieren“, sagt Quinn.

Damit du nicht auch überwältigt wirst, haben wir zusammengefasst, welche fünf Dinge du als „Rocky Virgin“ wissen solltest, bevor du das Musical anschaust.

Die Rocky-Horror-Kostüme sind glam, goth und sexy

Korsetts, Pailletten und goldene Höschen, Federboas oder schwarze Spitze – nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Zuschauerraum gilt der Dresscode der Transvestiten aus Transsilvanien.

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Schon 1996 schmissen sich Berliner Zuschauer:innen in Lingerie, um Rocky Horror zu erleben. Bild: Imago Images / Brigani Art/HEINRICH

Wer Verkleidungen liebt, darf hier richtig aufdrehen und wird damit nicht alleine sein. Natürlich gibt es auch im 0-8-15-Outfit Einlass, aber wo bleibt da der Spaß? Wem das zu nackig ist, findet in Brad und Janet’s Preppy Look ein textiles Schlupfloch. Was auch geht? Laborkittel und Gummihandschuhe. Fragt nicht.

Unflätige Kommentare der Zuschauer gehören dazu

Wie bereits erwähnt: bei der Rocky Horror Show ist es üblich, dass die Zuschauer:innen laut die Geschichte oder die Figuren auf der Bühne kommentieren. Brad wird mit einem lauten „Asshole“ begrüßt, Janet mit einem saftigen „Slut“.

Im Prinzip kann alles kommentiert werden, mit Vorliebe auf vulgäre Art. Besonders viel Gegenwind erfahren aber traditionell die Erzähler:innen, welche in der deutschen Version neben Hugo Egon Balder, Ilka Bessin und Arabella Kiesbauer von Sky du Mont gemimt werden.

Für den Autoren und Comedian, der den Job des Erzählers schon einige Male übernommen hat, war das zu Beginn ebenfalls ein Schock, wie er gesteht:

„Ich habe total den Faden verloren beim ersten Mal. Aber ich fand es auch fantastisch, zu erleben wie diese vierte Wand des Theaters (Anm. der Red. Schauspieler agiert, als wäre das Publikum nicht anwesend) niedergerissen wird. Und ich dachte: Lasst die Leute sagen, was sie zu sagen haben!“

Von „Geh nach Hause, du Mont!“, bis „Sky, ich will ein Kind von Dir“ ist alles dabei. Auch wenn er an das Skript gebunden ist, reagiert der Schauspieler wenn möglich auf die Rufe. „Zumindest kleine Gesten gehen schon“, sagt er. Und schiebt sich demonstrativ die Brille mit dem Mittelfinger zurück auf die Nase.

Sky Du Mont Rocky Horror Show

Ein Erzähler der Rocky Horror Show: Sky du MontBild: atg entertainment / Christian Barz

Wer also schon in der Schule mit unflätigen Zwischenrufen geglänzt hat und einen Hang zum ungefragten Kommentar besitzt, ist hier genau am richtigen Ort.

Die Anleitung, wie man den „Time Warp“ tanzt

Selbst Menschen, die weder Film noch Musical kennen, haben sicher schon einmal den weltberühmten „Time Warp“ zu Ohren bekommen. Wenn dieser Song auf der Musicalbühne erschallt, ist es common sense, dass die Zuschauer:innen die Choreografie mittanzen.

Zum Glück ist das nicht weiter schwer, da die Schritte simpel sind: beide Arme werden nacheinander in die Höhe gestreckt (bei „Let’s do“), dann auf die Hüften gelegt (the „Time Warp“), dann die Hüfte zu „again“ gekreist. Idiotensicher.

Wer darüber hinaus mit Tanzskills trumpfen will, hält sich am besten an die weiteren Anweisungen aus dem Refrain, der da lautet:

Let’s do the Time Warp again
Let’s do the Time Warp again

It’s just a jump to the left
And then a step to the right
Put your hands on your hips
You bring your knees in tight
But it’s the pelvic thrust
That really drives you insane

Let’s do the Time Warp again
Let’s do the Time Warp again

Gute Accesoires: Eine Rolle Klopapier und eine Zeitung

An mehreren Stellen im Musical werden von Fans Accessoires eingebaut. Diese müssen in weiser Vorbereitung mitgebracht werden, sofern man es denn will.

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Das deutsche Publikum ist diesbezüglich zwar verhalten im Vergleich mit angelsächsischen Zuschauer:innen, aber du kannst ja mit gutem Vorbild (und das ist natürlich immer das britische) vorangehen.

Damit dein Einsatz nicht daneben geht: Ziemlich bald zu Beginn muss Janet aus dem Auto aussteigen und begibt sich in den strömenden Regen. Um sich zu schützen, hält sie eine Zeitung über ihren Kopf – und die Zuschauer:innen machen es ihr nach. Aus gutem Grund: zuweilen bringen nämlich einige Schelme Wasserpistolen mit, um an dieser Stelle Regen im Saal zu simulieren.

Das Westfaelische Landestheater WLT zeigt am Freitag, 14. Juni 2013, in der Reihe Buehne raus das Musical Rocky-Horror-Show auf dem Marktplatz in Castrop-Rauxel. *** NUR FUeR REDAKTIONELLE ZWECKE ***  ...

Rocky Horror Show Open Air in Westfalen: Die Fans waren vorbereitet.Bild: Imago Images / IMAGO/Funke Foto Services

Auch eine Rolle Klopapier gehört in die Handtasche. Wenn der irre Frank’n’Furter nämlich sein geiles Lustobjekt Experiment „Rocky“ von Bandagen befreit, schmeißen die Zuschauer:innen Klopapier-Schlangen durch den Raum. Benefit: Sollte keine:r mitmachen, kann dir zumindest kein sanitäres Defizit mehr den Abend verderben.

Der richtige Moment, um Handylichter hochzuhalten

Weniger Aufwand macht hingegen ein Move, den Konzertgänger:innen, insbesondere Swifties, zur Genüge kennen. Wenn Brad und Janet auf die Suche nach einer Zuflucht gehen (was direkt zu Beginn geschieht), erschallt das Lied: „There’s a light over at the Frankenstein place!“

Dies ist der Moment, in dem der Saal voller Lichter sein sollte: Knickstäbe, Taschenlampen, Handys – was leuchtet, gehört in die Luft gestreckt, damit die Helden auch sicher ihren Weg ins Horror-Haus finden, wo der Spaß erst richtig beginnt …



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