„Vision, die jeden einschließt“ – Bruce Springsteen spricht sich für das Team Harris/Walz aus


Es ist ein perfektes amerikanisches Setting. Bruce Springsteen sitzt in kariertem Flanell in einem typischer Diner zwischen Pfefferstreuer, Servietten und Speisekarten und gibt seine Wahlempfehlung ab. „Fans, Freunde, die Presse haben mich gefragt, wen ich unterstütze in diesen äußerst wichtigen Wahlen“, beginnt er in dem Video, dass er am Donnerstagabend (US-Zeit) auf seinem Instagram-Account gepostet hatte. Und obwohl seine Meinung nicht wichtiger sei als die seiner Mitbürger, so der Musiker, wolle er sie dennoch kundtun: „Ich unterstütze Kamala Harris für das Präsidentenamt und Tim Walz als Vizepräsident, und ich wende mich gegen Donald Trump und J. D. Vance.“

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Der „Boss“ genannte Sänger und Songwriter, der in der Vorwoche 75 Jahre alt wurde, begründet dies mit der bevorstehenden Wahl, die eine „konsequenzreichsten in der Geschichte unserer Nation“ sein werde. „Unser großes Land war vielleicht seit dem Bürgerkrieg nicht so politisch, spirituell und emotional gespalten“, versichert Springsteen. „Das muss nicht so sein“. Donald Trump nennt er „den gefährlichsten Kandidaten für das Präsidentenamt Zeit meines Lebens“. Und begründet diese Einschätzung auch. „Seine Geringschätzung der Unantastbarkeit unserer Verfassung, der Unantastbarkeit der Demokratie, der Unantastbarkeit der Rechtsstaatlichkeit und der Unantastbarkeit der friedlichen Machtübergabe sollte ihn für das Amt des Präsidenten disqualifizieren.“

Springsteens Worte sind keine Überraschung, haben aber Gewicht

Für Harris und Walz entscheide er sich wegen ihrer „Vision von diesem Land, die jeden respektiert und einschließt – unabhängig von Klasse, Religion, Ethnie, politischem Standpunkt oder sexueller Identität. Und sie wollen unsere Wirtschaft so entwickeln, dass alle davon profitieren und nicht nur einige wenige wie ich an der Spitze“. Dies sei auch „die Vision von Amerika, über die ich nun seit 55 Jahren schreibe“.

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Die Entscheidung des Musikers für das Team Harris/Walz ist – ähnlich wie bei Taylor Swift – keine wirkliche Überraschung. Springsteen hatte schon die demokratischen Kandidaten Barack Obama und Joe Biden explizit unterstützt. Aber ebenso wie bei Swift ist das prinzipielle Wissen der Fans über die politische Zuordnung ihres Stars nicht vergleichbar mit einer offen ausgesprochenen Parteinahme. In den 24 Stunden, nachdem sich Swift im September zum Team Harris/Walz bekannt hatte, registrierte die Wählerregistrierungsseite für die US-Wahl 400.000 Besucher, etwa das 13-fache des Normalen.

Springsteen, der in Werk und Leben über Jahrzehnte hinweg als Chronist Amerikas und der „kleinen Leute“ in Erscheinung trat, gilt als authentischster Songwriter seiner Generation, als Stimme der Vernunft im Rock‘n‘Roll-Zirkus, der durchaus imstande sein dürfte, zögerliche Mitbürger zur Urne zu ziehen. Jeder sehe Dinge anders und habe nur eine Stimme, sagt Springsteen gegen Ende des Clips. Für ihn sei seine Stimme „eine der wertvollsten Besitztümer, die ich habe“.

Springsteen war für manche seine Fans selbst lange ein möglicher Präsidentschaftskandidat. Schon in den Achtzigerjahren tauchten Sticker mit der Aufschrift „Springsteen for President“ und dem Konterfei des Musikers auf. Springsteen hatte sich da schon längst in seinen Songs um Amerika verdient gemacht, hatte auf Alben wie „Darkness on The Edge of Town“ (1978), „The River“(1980) und „Nebraska“ (1982) Geschichten von Hoffnung und Niedergang in Lieder gegossen, die an Romane von John Steinbeck erinnerten.

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Der Figur des Tom Joad aus Steinbecks Depressionsroman „Früchte des Zorns“ hatte Springsteen später ein Lied und ein Album gewidmet. Den „Ghost of Tom Joad“ (1995) sah Springsteen auch in seiner Gegenwart. Im Song „Born in The USA“ (1984) schilderte er das Gefühl gesellschaftlicher Isolation und Unverstandenseins von Vietnam-Veteranen. Im Song „American Skin (41 Shots)“ (2001) setzte er sich mit unverhältnismäßiger Polizeigewalt gegen Schwarze auseinander. Und das Album „The Rising“ (2002) widmete sich dem kollektiven Trauma nach den Terroranschlägen des 11. September 2001.

Bruce Springsteen ist seit zwei Jahren mit seiner E-Street-Band auf Tournee. Auch 2025 wird er nach Europa kommen und drei Stadionkonzerte spielen: Am 11. Juni 2025 in Berlin, am 18. Juni in Frankfurt und am 27. Juni in Gelsenkirchen.



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