Gratiskonzerte in Berlin für gesellschaftlichen Zusammenhalt


Musiker Peter Fox hat am Wochenende zwei Konzerte in Berlin gegeben. Spontan lud er über Instagram ein, wer kommen wollte, musste keinen Eintritt zahlen, nur schnell sein, denn die Locations im Görlitzer Park und auf der Pallasstraße hatten nur begrenzt Kapazität. Die Fans kamen. 12.000 Fans in den Görli, 6000 an die Pallasstraße. Es waren die Gratis-Konzerte zwei und drei, denn zu Beginn des Monats spielte der „Haus am See“-Sänger schon im Sommerbad Neukölln.

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Die Idee für die kostenlose Kulturoffensive hatte der Berliner Peter Fox schon länger. Sein Management erklärt auf Anfrage des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), dass es sein Wunsch gewesen sei, an Berliner Orten, die als „Brennpunkt“ bezeichnet würden, kostenlos zu spielen. Es sei ihm darum gegangen, „für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegen die Spaltung, für gelebte Vielfalt und ein wohlwollendes und verständnisvolles Miteinander“ einzutreten. Dafür engagierte er auch lokale Künstlerinnen und Künstler aus den Bezirken, die im Vorprogramm spielten.

Kosten im „höheren sechsstelligen Bereich“: Stadt will Gratiskonzerte bezuschussen

Der Musiker ließ sich seine Idee offenbar einiges kosten. Wie sein Management sagte, lagen die Kosten für die drei Auftritte „im höheren sechsstelligen Bereich“, auch wenn kein Künstler und keine Künstlerin Gage bekommen habe.

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Doch auch das gehört zur Wahrheit: Ein Gratiskonzert mag für Besucherinnen und Besucher gratis sein, aber natürlich entstehen Kosten für Bühne, Technik, Licht, Personal, Sicherheitsdienst, Aufräumarbeiten. Den Großteil der finalen Summe habe Peter Fox und seine Konzert-Management-Agentur „All Artists Agency“, die auch Veranstalter war, selbst getragen. „Es wurde aber auch eine Teilunterstützung durch den Kulturetat der Stadt zugesagt“, so das Management. Wie hoch der Zuschuss der Stadt sein soll, ist nicht bekannt.

Peter Fox lädt zur „Blockparty“ – Tausende Fans feiern mit

Auftakt der „Blockparty“, wie die Gratis-Reihe genannt wurde, war am 2. September im Sommerbad Neukölln, das auch als Columbiabad bekannt ist. Bereits im November 2023, teilt der Betreiber Berliner Bäder Betriebe (BBB) dem RND mit, sei das Management von Peter Fox zusammen mit Kultursenator Joe Chialo an die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichhain-Kreuzberg herangetreten. „Ursprünglich wurde die Anfrage für das Sommerbad Kreuzberg gestellt. Nach gemeinsamer Abstimmung fiel die Wahl schließlich auf das Sommerbad Neukölln“, sagt eine Sprecherin.

Das Sommerbad Neukölln war in den vergangenen Jahren in den Schlagzeilen, weil es immer wieder zu handgreiflichen Streitereien mit verletzten Personen kam, auch das Sicherheitspersonal wurde mehrfach angegriffen, unter anderem mit Flaschen. Mehrfach wurde das Bad geräumt, es wurden Ausweiskontrollen eingeführt, Videokameras installiert und sogar Polizeischutz eingerichtet.

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Peter Fox will Spaß an Orten, die zuletzt negative Presse hatten

Zudem legte die Stadt Berlin ein Präventionsprojekt auf, bei dem Sportpädagogen auf Jugendliche zugehen, um Schlägereien und Auseinandersetzungen zu verhindern. „Wir wollten etwas an einem Ort machen, der zuletzt sehr viel negative Presse hatte. Lasst uns hier heute Spaß haben“, sagte Peter Fox auf der Bühne zum Publikum, das während des Konzerts im Freibad plantschte.

Ganz gratis war das Konzert hier allerdings nicht: Alle Gäste mussten ein reguläres Ticket fürs Bad haben. Das Eintrittsgeld sei zu 100 Prozent bei der BBB geblieben, sagte eine Sprecherin. Allerdings habe das Bad dem Veranstalter keine Kosten für Miete in Rechnung gestellt, Fox und seine Agentur hätten lediglich die Kosten „im Zusammenhang mit der Planung, Organisation und Durchführung der Konzertveranstaltung“ tragen müssen.

Peter Fox mischt sich in Debatte um Görlitzer Park ein

An diesem Samstag lud Peter Fox in den Görlitzer Park – nachdem er zwischen seinem Auftritt im Sommerbad Neukölln und dem Görli mehrere Auftritte in Österreich hatte, für die Besucherinnen und Besucher regulär Eintritt zahlen mussten.

Wir wollten etwas an einem Ort machen, der zuletzt sehr viel negative Presse hatte. Lasst uns hier heute Spaß haben.

Peter Fox,

Musiker

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Der Görli, wie er von Berlinerinnen und Berlinern genannt wird, gilt als größter Drogenumschlagplatz der Stadt und wird von der Polizei als „kriminalitätsbelasteter Ort“ geführt. Von 2021 bis August 2023 dokumentierte die Polizei 4100 Straftaten und damit so viele wie in allen anderen Parks der Hauptstadt zusammen. Nebst Drogenkriminalität sind auch Diebstahl, Körperverletzung und Sexualdelikte aktenkundig.

Nach K.I.Z. spielt auch Peter Fox kostenlos im Görli

Da weder eine tägliche Patrouille von Polizei und Ordnungsamt, noch die Umgestaltung des Parks (weniger Büsche, die als Drogenverstecke missbraucht werden könnten) halfen, hat sich eine Arbeitsgruppe nun überlegt, einen Zaun um den Park zu bauen, damit dieser nachts abgeschlossen werden kann, was viel Kritik auslöste. So kam es zu der Protestaktion „Free Görli – Rave Against The Zaun“, bei der die Band K.I.Z. ihr Album „Görlitzer Park“ vorstellte und eine Stunde lang ein Gratiskonzert gab.

12.000 Fans kamen zum Gratis-Konzert von Peter Fox in den Görlitzer Park.

12.000 Fans kamen zum Gratis-Konzert von Peter Fox in den Görlitzer Park.

Anders als nun bei Peter Fox war die Band im April als „Secret Act“ angekündigt worden. Das sollte dabei helfen, den Andrang zu minimieren – denn die beiden folgenden kostenpflichtigen Auftritte von K.I.Z. in Berlin waren bereits ausverkauft. Bei Peter Fox zog der Name: Als 12.000 Fans im Görlitzer Park zusammengekommen waren, wurde ein Einlassstopp verhängt. Einige Fans zeigten sich verärgert, man wolle einen Zaun im Görli verhindern, schrieb ein Fan, aber Peter Fox baue bei seinem Gratis-Gig Zäune auf und schließe Fans aus.

Der einstige Sozialpalast im Hintergrund: Peter Fox singt auf der Pallasstraße

Auch das letzte Konzert auf der Pallasstraße am Sonntag war schnell voll, der Musiker bat via Instagram seine Fans, sich nicht mehr auf den Weg zu machen, als sich bereits 6000 Menschen versammelt hatten. Auch wenn der Stadtteil Schöneberg zu den wohlhabenden Gebieten Berlins zählt, galt die Pallasstraße lange als Brennpunkt.

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Wir hatten jederzeit Unterstützer in den entsprechenden Behörden und bei politischen Repräsentanten quer durch die Parteien. Die Idee wurde sehr gut aufgenommen.

Sprecherin des Managements von Peter Fox

Im Fokus: der ehemalige Sozialpalast, der später aufgrund der Diskriminierung in Pallasseum umbenannt wurde. Im Pallasseum waren die Wohnverhältnisse oft prekär, mehr als 2000 Menschen lebten dort in 514 Wohnungen. Nachdem es immer wieder zu Krawallen kam, wurde sogar ein Abriss des Gebäudes diskutiert, doch durch eine Aufwertung und Sozialarbeit im Bezirk konnte der einstige Brennpunkt entschärft werden. In der ersten Aufnahme, die Peter Fox von seinem Gig teilte, ist das Pallasseum im Hintergrund deutlich präsent zu sehen.

Behörden arbeiteten seit Monaten für Gratis-Konzerte zusammen

Bei der Ankündigung für den Auftritt in der Pallasstraße ließ Peter Fox durchblitzen, dass es die vorerst letzte „Blockparty“ gewesen ist. Wie sein Management mitteilt, habe man ursprünglich noch andere Locations im Blick gehabt, etwa das Eastgate in Marzahn. „Es war natürlich kein einfacher Weg, da es viele bürokratische Hürden zu meistern galt. Diese ergaben sich aus der Tatsache, dass Konzerten an diesen Orten sonst nicht stattfinden und die Örtlichkeiten so den hohen Sicherheitsstandards zum Schutze der Gäste und auch der Anlieger angepasst werden mussten.“ Nicht an allen Orten hätte das realisiert werden können.

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Koordinatorisch und zeitlich sei es eine große Aufgabe gewesen, viele Ämter auf bezirklicher und städtischer Ebene hätten mit dem Veranstalter zusammenarbeiten müssen. „Wir hatten jederzeit Unterstützer in den entsprechenden Behörden und bei politischen Repräsentanten quer durch die Parteien. Die Idee wurde sehr gut aufgenommen.“

Auch das Sommerbad Neukölln zieht ein positives Fazit. Generell sei der Sommer 2024 ruhiger und friedlich verlaufen, was man auf das Gesamtkonzept zurückführe. Aber: „Das Peter-Fox-Konzert ist bei unseren Badegästen sehr gut angekommen und hat sicherlich zusätzlich zu einer positiven Wahrnehmung des Bades beigetragen.“



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