Ticketmaster verärgert mit dynamischen Preisen – was dahintersteckt


App Store - Apple - Apple App Store auf einem iPhone. Apps als Praktische Alltagshelfer. Ticketmaster // 28.11.2023 *** App Store Apple Apple App Store on an iPhone Apps as practical everyday helpers  ...

Bei Ticketmaster erleben Musik-Fans immer wieder böse Überraschungen.Bild: IMAGO/R

Analyse

Jennifer Ullrich

Die Fans von Oasis erlebten ein böses Erwachen, als der Sale für die Comeback-Tour der Band startete. Eigentlich sollten Stehplatzkarten rund 150 britische Pfund kosten, nach kurzer Zeit jedoch schoss der Preis hoch auf 355 Pfund.

Viele Interessenten verbrachten zunächst Stunden in der Warteschlage und rieben sich dann verwundert die Augen, als sie endlich bei der Ticket-Auswahl angekommen waren. Wenn Ticketmaster vor einem Presale Preise für die Konzertkarten durchgibt, sind diese offensichtlich nicht verbindlich.

Dies aber ist kein neues Phänomen. Auch Fans von Harry Styles, Taylor Swift oder AC/DC wetterten bereits gegen dieses fragwürdiges System, dem sich jetzt sogar die britische Politik annehmen will.

Dynamische Preise bei Ticketmaster – was dahintersteckt

Die Ausgangssituation ist eigentlich simpel: Eine Jahrhundert-Band wie Oasis kündigt nach 15 Jahren Funkstille wieder Konzerte an, Millionen Menschen wollen Tickets und sind bereit, stundenlang in Warteschleifen festzuhängen. Für diese Verzweiflung müssen sie teuer bezahlen, im wahrsten Sinne des Wortes.

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Der sprunghafte Anstieg der Preise fällt unter die Bezeichnung „dynamische Preise“, beziehungsweise im Englischen „dynamic pricing“. Hier wird der Preis an die Nachfrage angepasst, und je höher die Nachfrage (und je geringer die Kapazitäten), desto höher der Preis. In anderen Bereichen (wie bei Flug- und Hotelbuchungen) ist dies schon viel länger üblich.

Ein Beispiel: Wenn Taylor Swift in Gelsenkirchen auftritt, erleben die Hotels in dieser Gegend einen massiven Ansturm und verlangen mehr als üblich für ihre Zimmer. Die Preise bei hoher Nachfrage anzupassen, ist grundsätzlich keineswegs verboten, da niemand gezwungen ist, das Angebot anzunehmen.

STOCKHOLM 20240517 Taylor Swift performs at Friends Arena on Friday night. It is the first of three concerts during the ongoing tour The Eras Tour held in Stockholm, Sweden 17 May 2024. *** EDITORIAL  ...

Die Fans von Taylor Swift müssen oft tief in die Tasche greifen.Bild: IMAGO/TT

Dynamische Preise: Welche Rolle spielen die Künstler?

Ticketmaster erklärt, dass das Unternehmen die Preise nicht festlege. Auf der Website des Unternehmens heißt es, dies sei Sache des Veranstalters, der „die Preise für diese Tickets ihrem Marktwert entsprechend festlegt“.

Gegenüber „The Sun“ stellt ein Ticketmaster-Sprecher weiter klar, dass dynamische Preise den Künstlern einen höheren Gegenwert bieten und Schwarzhändler davon abhalten, mit dem Weiterverkauf von Konzert-Karten große Gewinne zu machen.

Der Hintergrund: Bei Zweitanbietern wie „Viagogo“ landen Tickets oft zu horrenden Preisen, die Angebote dort sind zudem nicht immer seriös. Und wenn hier Mondpreise gezahlt werden, profitieren davon nicht die Künstler:innen. Bei Ticketmaster immerhin schon.

Die Entscheidung liegt letztlich bei den Künstler:innen, ihren Manager:innen und Veranstaltern. Ticketmaster gehört jedoch zu Live Nation, einem mächtigen, global agierenden Medienunternehmen, das in den meisten großen Volkswirtschaften die dominierende Kraft im Live-Musik-Bereich ist.

Vor allem weltbekannte Acts können die Augen davor nicht verschließen. Mit diesem Monopol-Problem der Kultur-Branche beschäftigte sich auch schon Jan Böhmermann in seinem „ZDF Magazin Royale“. Als Veranstalter nicht auf die gängigen (und eben auch sicheren) Ticket-Plattformen zu setzen, ist eine Herausforderung, lautete das Fazit.

Dynamische Preise bei Ticketmaster sollen untersucht werden

Das Problem findet mittlerweile auch in der Politik Gehör. Die britische Kulturministerin Lisa Nandy teilte kürzlich mit, die Regierung sei „entschlossen, die Fans wieder in den Mittelpunkt der Musik zu stellen“. Bald wolle das Kabinett Fragen rund um die Transparenz und den Einsatz dynamischer Preise diskutieren.

Daneben meldete sich der britische Premierminister Keir Starmer zu Wort, der zu bedenken gab: „Tickets sind manchmal innerhalb von Sekunden oder Minuten vergriffen, und die Preise explodieren, sodass sich viele Menschen die Tickets nicht mehr leisten können.“ Dies müsse aufhören.

Die britische Werbeaufsichtsbehörde erklärte derweil, 450 Beschwerden über Werbeanzeigen von Ticketmaster „gründlich prüfen“ zu wollen. Der Vorwurf: „irreführende Angaben zu Verfügbarkeit und Preisen“ der Oasis-Tickets.



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