Superstar Adele eröffnet Konzertreihe in München spektakulär


München. Adele bricht in Tränen aus. Überwältigt von der Größe dieser Show, von ihren eigenen Emotionen und von der schieren Kraft ihrer zahlreichen Fans. Mit einem gigantischen Feuerwerk hat der britische Superstar am späten Freitagabend sein Mega-Konzert vor 74.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf dem Messegelände in München beendet. „Danke!“, schreit sie in den Nachthimmel der bayerischen Landeshauptstadt.

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Es ist ihr erstes Konzert auf dem europäischen Festland seit 2016. Nach ihrer Tour nahm sich Adele 2017 eine lange Pause, die dann unter anderem durch die Covid-Pandemie zwangsweise verlängert wurde. Sie zog sich aus Europa zurück und startete im Januar 2022 eine eigene Show-Reihe in Las Vegas. 100 „Weekends with Adele“ später kehrt der britische Superstar nun wieder auf die europäische Bühne zurück – mit zehn Konzerten in einer eigens für sie errichteten Arena.

„Mein größter Wunsch: Ich möchte Adele live sehen“

Bereits seit 10 Uhr morgens warten die Fans vor den verschlossenen Toren – so auch der 16-jährige Mio aus Hannover. Er steht in der Schlange an erster Stelle. „Ich musste einfach der Erste sein. Ich wollte als Erstes dieses Feeling haben, die Arena zu betreten und dann auch in Reihe eins zu stehen“, erzählt er. „Adele ist einfach meine Queen. Für mich ist es ein riesengroßer Traum, der in Erfüllung geht.“ Auch für Mia aus Dublin ist das Konzert etwas ganz Besonderes. „Ich bin Fan von Adele seitdem sie 19 Jahre alt war“, erzählt sie. Mittlerweile ist Adele 36. „Sie ist die Beste, ich liebe alles an ihr.“ Die Tickets bekam Mia von ihren Nichten geschenkt. Als Dank dafür, dass sie sich während der Covid-Pandemie um ihre 97 Jahre alte Mutter gekümmert hat. Ihre Brüder sagten, sie könne sich dafür alles auf der Welt wünschen. „Ich sagte nur ‚Ich möchte Adele live sehen‘ – und hier bin ich.“

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Was für eine riesengroße Strahlkraft Adele hat, zeigt sich auch in der „Adele World“ – einer eigens für die Konzertreihe errichtete Erlebniswelt, in der Fans aus aller Welt zusammenkommen sollen. Es gibt Adeles Lieblingsgetränke an der „I Drink Wine“-Bar und ein Riesenrad beschert den Fans einen einzigartigen Blick über das gesamte Gelände. Zur Unterhaltung der Besucherinnen und Besucher gibt es eine Extra-Bühne, auf der Coverbands spielen und Zaubertricks aufgeführt werden. Alles wirkt wie eine Miniaturversion des Oktoberfestes – sogar einen Biergarten mit Blaskapelle bietet Adele ihren Fans.

Um überhaupt in das Merchandise-Zelt reinzukommen, mussten Fans teilweise zwei Stunden lang anstehen.

Um überhaupt in das Merchandise-Zelt reinzukommen, mussten Fans teilweise zwei Stunden lang anstehen.

Eine Erlebniswelt, die mit viel Liebe zum Detail errichtet wurde – das findet auch Kyra aus den Niederlanden. „Jeder hat eine wunderbare Zeit hier. Das ist wirklich toll“, sagt sie. Für die 27-Jährige ist es das erste Konzert von Adele, Fan ist sie schon seit 16 Jahren. „Ich habe schon so oft versucht, Tickets zu bekommen. Ich bin einfach überglücklich, dass es dieses Mal funktioniert hat“, erzählt die Niederländerin während sie in der Schlange für das Merchandise-Zelt steht. Geschätzte 200 Meter ist die Schlange lang – Kyra wartete anderthalb Stunden, um reinzukommen.

Anderthalb Stunden Anstehen für Adele-Fanartikel

Im Zelt angekommen gibt es alles, was das Fan-Herz begehrt – wenn man bereit ist, genügend Geld dafür auszugeben. T-Shirts mit dem Gesicht der Künstlerin starten bei 40 Euro, eigens entworfene Collegejacken mit einem großen „A“ auf der Brust kosten 200 Euro. Der Verkaufsschlager an diesem ersten Konzerttag sind die weißen Jutebeutel, auf denen Adele dreimal in verschiedenen Tanzposen abgebildet ist – für 30 Euro. Das günstigste Produkt sind Haribo-Weingummiherzen für 4 Euro, die extra für die Adele-Konzerte in München hergestellt wurden.

Für das Adele-Konzert in München wurden sogar eigene Weingummiherzen hergestellt.

Für das Adele-Konzert in München wurden sogar eigene Weingummiherzen hergestellt.

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Für einen Moment könnte man glatt vergessen, dass im Anschluss noch ein Mega-Konzert vor 74.000 Zuschauerinnen und Zuschauern stattfinden soll. Gegen 19 Uhr wird die Vorfreude dann für einen kurzen Augenblick gedämpft. Ein Teil der „Adele World“ muss plötzlich vom Sicherheitspersonal geräumt werden. Die Personen werden gebeten, das betroffene Gebiet um einen der Getränkestände zu verlassen. Die Polizei will sich auf Nachfrage nicht zu den Umständen äußern. Es handle sich um eine „polizeiliche Maßnahme“.

Heftiger Regenschauer tut der Stimmung keinen Abbruch

Kurz vor dem Start der Show setzt ein heftiger Regenschauer ein, hektisch ziehen sich 74.000 Menschen zeitgleich einen Regenponcho oder eine Jacke an – zumindest die, die vorgesorgt haben. Über die Anlage wird Nenas Welthit „99 Luftballons“ gespielt und trotz des bescheidenen Wetters singen die Besucherinnen und Besucher lautstark mit, tanzen sogar im Regen. Und als hätte Nena selbst den Schauer vorübergehen lassen, hört der Regen mit Ende des Liedes auf.

Um 20.15 Uhr – mit einer Dreiviertelstunde Verspätung und ohne Regen – ist es dann so weit: Der britische Superstar kommt aus dem Boden auf die 300-Meter-lange Bühne gefahren. „Hello, it‘s me!“ Und obwohl Adele nur mit einer winzig wirkenden Band auf dieser überdimensionalen Bühne steht, füllt sie die gesamte Fläche allein mit ihrer Präsenz und ihrem Stimmvolumen. Sichtlich gerührt blickt die Künstlerin ins schier endlose Rund und hat schon zu Beginn des Konzerts mit den Tränen zu kämpfen. Auf den spektakulären Startschuss für die Exklusiv-Konzerte in München folgt eine überraschend ehrliche Adele: „Ich habe unterschätzt, wie viel scheiß Angst ich habe.“

Immer wieder blitzen diese ehrlichen Momente durch. Es schafft einen privaten Rahmen, eine Wohlfühlatmosphäre inmitten von 74.000 Zuschauenden. Nach „Hello“ gibt Adele ihre Welthits „I Drink Wine“ und „Water Under the Bridge“ zum Besten. Mit einem überschwänglichen „Guten Abend!“ begrüßt sie das Publikum, das die Künstlerin mit offenen Armen empfängt. Kaum jemanden hält es auf den Sitzen, das könnte allerdings auch daran liegen, dass die Sitze noch nass vom Regen sind.

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Spontaner Heiratsantrag in Reihe eins

Nach den Eröffnungssongs wird es zum zweiten Mal in kürzester Zeit emotional. Zunächst sieht man Adele mit dem Publikum plaudern, dann fällt plötzlich der Satz „Natürlich möchte ich dir beim Heiratsantrag helfen.“ Zwei Männer werden von der Kamera eingefangen und auf dem gigantischen Screen gezeigt, einer von ihnen ist bereits völlig aufgelöst in Tränen. „He said yes!“ Die Worte von Adele lösen großen Jubel im Publikum aus.

Diese Situation zeigt wunderbar, worauf es bei Shows von Adele ankommt: „Lacht gemeinsam, weint gemeinsam und zeigt euch gegenseitig Liebe“, sagte die Künstlerin gegen Anfang ihrer Show. „Und natürlich am wichtigsten: Trinkt gemeinsam!“ Immer wieder wird der Alkohol und das Trinken von der Sängerin glorifiziert. Adele zieht einen Zettel aus ihrem Strumpf und liest eine Sitznummer vor. Unter dem Sitz hat die Britin einen Umschlag mit Geld versteckt. „Da sind 50 Euro drin, hol dir davon einen großen Drink.“ Dass ausgerechnet ein junges Mädchen die Einladung zum Trinken erhält, passt nicht ganz ins Bild. Die Britin, die als Vorbild von vielen jungen Menschen gilt, rudert zurück und sagt: „Vielleicht kaufst du dir besser etwas anderes Schönes davon.“

Immer wieder überraschte Adele ihre Fans mit aufwendig gestalteten Bühnenbildern und an ihre Songs angepassten Spezialeffekten.

Immer wieder überraschte Adele ihre Fans mit aufwendig gestalteten Bühnenbildern und an ihre Songs angepassten Spezialeffekten.

Vor allem ihre größten Hits weiß Adele zu inszenieren. Es zeigt, wie viel Liebe fürs Detail in die Planung des Mega-Events geflossen ist. Etwa mit Gewitterwolken und Feuer auf der Bühne bei „Set Fire tot he Rain“ oder mit zwei übergroßen Leuchttürmen, die ihr Licht durch das Rund der Arena scheinen lassen bei ihrem Song „Hold On“. Parallel zu ihrer Ballade „When We Were Young“ laufen Kinder- und Jugendfotos von Adele quer über die Leinwand – die Säulen an den Seiten werden zu Fotofilmen, die sich auf der einen Seite ab- und auf der anderen wieder aufwickeln. Und als wäre das nicht genug, schießen zum Abschluss des Songs große Mengen an Konfetti von der Bühne aus in Richtung Publikum. Auf den einzelnen Schnipseln sind eben jene Kinderfotos als Polaroids abgedruckt – mit einer kleinen handschriftlichen Nachricht.

Am Ende ihrer ersten Show in München wird Adele noch einmal besonders emotional. Offen spricht sie über Depressionen und wie diese sie begleiten. Scherzt im nächsten Moment aber wieder mit dem Publikum: „Ihr wisst, dass ich depressiv bin, ihr kennt ja meine Musik. Aber es ist ein Teil von mir und ich lebe damit.“ Es zeigt, wie viel ihr diese Konzertreihe und die Ehrlichkeit gegenüber dem Publikum bedeuten.

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Mit ihren Hits „Someone Like You“ und „Rolling in the Deep“ beendet Adele ihr erstes von insgesamt zehn Konzerten auf dem Münchner Messegelände. Es war eine Mischung aus Wohnzimmerkonzert und Mega-Event, ihre ehrliche Art hat Adele bei all den Menschen im Publikum allerdings nie verloren. Sie wirkt als Künstlerin gleichzeitig unnahbar und doch so greifbar für ihre zahlreichen Fans. „Es wird keine Zugabe geben, also versucht es gar nicht erst“, sagt sie und verschwindet von der Bühne. Sie weiß eben, wie man sich verabschiedet.



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