10 Gründe, den Boss live zu sehen


In den frühen Siebzigerjahren begann der Aufstieg von Bruce Springsteen. Mit dem Debütalbum „Greetings from Asbury Park, N. J.“ (1973) wurde er zunächst als neuer Bob Dylan gefeiert, später drängte sich als Bruce-Slogan der Satz des Musikkritikers (und seines späteren Managers) Jon Landau nach vorne: „Ich habe die Zukunft des Rock ‘n‘ Roll gesehen, und ihr Name ist Bruce Springsteen.“ Der 1949 geborene Sänger, wortgewaltige Songwriter und Gitarrist schuf Albumklassiker wie „Born in The U.S.A.“, „Born to Run“ und „The River“ und schreibt bis heute große Songs, die immer auch die Veränderungen in der Gesellschaft (und Welt) aufzeigen. Was Springsteen aber ganz unzweifelhaft ist: einer der mitreißendsten Entertainer der Rockmusik. Am Freitag, 5. Juli, kommt er mit seiner E-Street-Band ins Stadion in Hannover. Wer eine Karte hat, darf sich glücklich schätzen. Hier zehn Gründe, warum es so schön ist, beim „Boss“ zu sein.

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1. Der Herzliche

Bruce Frederick Joseph Springsteen aus Freehold, New Jersey, kommt auf der Bühne rüber als Ärmelhochkrempler, Ehrenmann, Versöhner. Gefühlt sagt er immer das Treffende, nichts klingt kalkuliert, er hat ein Herz für die Armen und Entrechteten, ist eine moralische Autorität, ein guter Mensch. Einer, der allen Menschenhassern unserer Tage wehrt und mit dem man gerne mal ein Bierchen trinken würde. In einem Springsteen-Konzert fühlt man sich allzeit gut aufgehoben.

Ich versuche, ein Konzert abzuliefern, das der Junge in der ersten Reihe nie vergisst.

Bruce Springsteen

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2. Die Songs

Springsteen ist die Verkörperung eines enthusiastischen Rock n‘ Roll, ein Mann, der in seinen Songs Freundschaft und Loyalität beschwört („No Surrender“), der von Freiheit, Aufbruch und dem Überwinden von Agonie singt („Baby, We Were Born To Tun“), der die Finger in Amerikas Wunden legt („The Promised Land“, „Born in The U.S.A.“, „That‘s What Makes Us Great“) und dennoch auf eine gute Zukunft vertraut („The Rising“).

3. Die Selbstverpflichtung

„Ich versuche, ein Konzert abzuliefern, das der Junge in der ersten Reihe nie vergisst“, sagte Springsteen einmal. Und er sieht sich auch in der Pflicht gegenüber den verstorbenen E-Streetern Danny Federici (Keyboards) und Clarence „Big Man“ Clemons (Saxofon). „Unsere Aufgabe ist es (…), die Leute zu ehren, die auf dieser Bühne standen, indem wir das beste Konzert spielen, das wir je gespielt haben.“ Und das gilt Abend für Abend. Auch am 5. Juli in Hannover.

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4. Die Band

Springsteen hat „die“ Band dabei: Er führt die enthusiastischste Rock‘n‘Roll-Kapelle der USA an – die E-Street-Band. Die E-Streeter sind ältere Herren (und Damen), vornehmlich aus New Jersey und umzu, die die Abrissbirne gegen jede maue Rock-‘n‘-Roll-Gesinnung krachen lassen. Live wächst diese Truppe (bestehend aus Springsteen, den Gitarristen Steven van Zandt und Nils Lofgren, Bassist Garry Tallent, Saxofonist Jake Clemons, Pianist und Organist Roy Bittan, Schlagzeuger Max Weinberg und – Begleitsängerin und Springsteen-Gattin Patty Scialfa) zu einem kleinen Orchester an. Man hat schon knapp 20 Leute auf der E-Street-Stage gesehen.

5. Das Wunschkonzert

Springsteen-Auftritte sind (teilweise) Wunschkonzerte: Fans halten vor der Bühne Poster hoch, auf denen ihre Lieblingstitel geschrieben stehen. Dabei geht es durch die ganze Rockgeschichte und der Boss scheut auch nicht vor Songs zurück, die er nicht mehr gespielt hatte, seit er 16 war. Beispielsweise Chuck Berrys „You Never Can Tell“ (Filmfans kennen das Lied von John Travoltas und Uma Thurmans Augengabeltanz in Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“): Man schaue sich spaßeshalber mal bei Youtube die Mega-Liveversion beim Leipzig-Gig 2013 an. Anfangs kann Bruce sich nicht mehr recht an den Text erinnern, aber dann …

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6. Die Ausdauer

Springsteen hält durch. Der Mann geht stramm auf die 75 zu, die beiden Konzerte am 20. und 22. Juni in Barcelona dauerten trotzdem je drei Stunden. Geliefert werden bis zu 32 Songs, reihenweise Rocker. Bruce hatte immer schon Puste. Am 31. Juli 2012 spielte er in Helsinki mit vier Stunden und sechs Minuten das längste Konzert seiner Karriere. Noch Fragen?

7. Die Stimme

Springsteen selbst hält von seiner Stimme selbst nicht viel. Im Buch „Born To Run“ schreibt er: „Besonders schön oder raffiniert ist mein Gesang nun wirklich nicht.“ Nun, da sind Fans anderer Auffassung. Seine Stimme ist mit 74 Jahren extrem kraftvoll, sie kratzt wie rostiger Draht bei „Ramrod“, sie singt schmachtend und soulig bei „Nightshift“ und ist bei „The River“ klar und extrem anrührend im Falsett. Volle Lotte Gefühl!

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8. Die guten Wurzeln

Springsteen hat viele „roots“: Alle Sounds sind Springsteen-Sounds. Er kann Country, Folk und Rock‘n‘Roll. Und er wurde inspiriert durch die britischen Bands, die Amerika eroberten, als er ein Teenager war. Der Mann, der am Tag nach der Ermordung John Lennons auf der Bühne in Philadelphia „Stones, Beatles, Kinks“ als seine musikalischen Wurzeln angab, hätte aber auch problemlos „Drifters, Sam Cooke, Marvin Gaye“ anfügen können. Was er vor zwei Jahren mit seinem Soulalbum „Only The Strong Survive“ bewies.

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9. Die Spannung

Es gibt bei Bruce Springsteen und seiner E-Street-Band keine ewiggleiche Setlist, keine identischen Ansagen. Wenn der Boss Lust hat, tritt er für ein akustisches Solo-Präludium als eigener Support auf. Wenn er Lust hat, spielt er eins seiner Alben am Stück. 80 Songs waren bis Barcelona in der Live-Jukebox der aktuellen Welttour, prinzipiell hat jede Single-B-Seite eine Chance, zu glänzen – „Pink Cadillac“, „Janey, Don‘t You Lose Heart“ oder „Held Up Without A Gun“ – , und Bruce‘ Fundus an Coverversionen ist schier unerschöpflich.

10. Die Zärtlichkeit

Springsteen versetzt sich in seine „Helden“: Er singt vorzugsweise in der ersten Person, sein „Ich“ macht die Figuren seiner Lieder umso dringlicher. Auch wenn jeder im Stadion weiß, dass er natürlich nicht der junge Typ aus der Ballade „The River“ war, der zum 19. Geburtstag einen Hochzeitsanzug bekam, weil er seine Mary unten am Fluss geschwängert hatte, nimmt man ihm die ganze Enttäuschung eines Lebens ab, das eigentlich anders gelebt werden wollte. Und natürlich ist er auch nicht der Todeszellenkandidat aus „Dead Man Walking“. Aber die tonlos gesungene Erkenntnis, dass der Delinquent am Morgen der Hinrichtung seinen letzten Traum geträumt hat („My dreams are full tonight“), führt einem die Unfasslichkeit der Todesstrafe vor Augen. Springsteen ist empathisch. Was man auch im Konzert spürt – Lied um Lied.

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Und nun heißt es nur noch, sich auf den Abend des 5. Juli zu freuen. Springsteen spielt in Europa auch wieder „Born in the U.S.A.“: Bloß nicht zögern, bei diesem Megakracher mitzusingen, auch wenn man nicht in Amerika sondern im Hannoverschen Nordstadtkrankenhaus oder in der Berliner Charité zur Welt kam. Es gibt höhere Wahrheiten im Rock, die heißen Mythos und Identifikation. Einfach ruchlos mitgrölen: „Born down in a dead man‘s town, the first kick I took was when I hit the ground …“ Hat was Befreiendes. Versprochen!

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Konzert: Bruce Springsteen & the E-Street-Band – einziger Deutschlandauftritt am Freitag, 5. Juli in der Heinz-von-Heiden-Arena, Hannover. Einlass ab 17 Uhr, Offizieller Konzertbeginn 20 Uhr. Da es auch schon frühzeitigere Konzertbeginne gab, empfiehlt es sich, ab 19.30 Uhr im Stadion zu sein. Das Open-Air-Konzert ist ausverkauft.

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Aktuelle Alben: Bruce Springsteen & the E-Street Band „Born in The U.S.A.“ (40-Jahre-Jubiläumsedition) auf rotem Vinyl, Booklet mit Archivmaterial aus der Entstehungszeit. Darin finden sich Liner Notes von Erik Flannigan und eine vierfarbige Lithografie.) (Columbia Records); Bruce Springsteen: „Best of Bruce Springsteen“ in verschiedenen Formaten (Columbia Records).



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