Scorpions wieder auf Tour: Erneut keine Russland-Konzerte | Unterhaltung


Zwei Stunden vor der Show ziehen sich die Scorpions in ihre Backstage-Räume zurück. Einer singt sich warm, ein anderer spielt sich warm, und ein Bandmitglied nutzt das Fenster an seinem Container, um sein Glas hinauszustrecken und nach einem frisch Gezapften zu fragen. Ein bisschen Rock’n’Roll muss sein – auch nach fast 60 Jahren.

Richtig gerockt wird dann später vor über 12 000 Fans beim Europa-Tour-Auftakt in Istanbul!

Die Scorpions (110 Mio. verkaufte Platten weltweit) starten ihre Europa-Tour in Istanbul, mit gleich zwei ausverkauften Konzerten (knapp 25 000 Zuschauer)

Die Scorpions (110 Mio. verkaufte Platten weltweit) starten ihre Europa-Tour in Istanbul, mit gleich zwei ausverkauften Konzerten (knapp 25 000 Zuschauer)

Foto: Levent Kulu

BILD trifft Klaus Meine (76), Rudolf Schenker (75) und Matthias Jabs (68) vor der Show an der Bosporus-Brücke, die Europa mit Asien verbindet. Symbolisch, denn die Band gilt mit Friedenshymnen wie „Wind of Change“ als musikalischer Brückenbauer.

BILD: Sie treten dort auf, wo sich die meisten nicht hintrauen …

Klaus Meine: „Wohl wahr. Das stimmt. Selbst Metallica haben gesagt, wenn die Scorpions sich das getraut haben, können wir da auch hingehen.“ (lacht)

Ab dem 11. September spielen die Scorpions im Rahmen ihrer „Love At First Sting“-Tour auch fünf Konzerte in Deutschland

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Foto: Levent Kulu

Aber in Russland spielen Sie auch dieses Mal nicht. Eine bewusste Entscheidung?

Klaus Meine: „Ja. Wir sind viele Jahre in allen Teilen Russlands aufgetreten und haben dort Millionen von Fans, aber nach der Invasion Russlands in der Ukraine spielen wir dort nicht mehr.“

Rudolf Schenker: „Und auch wenn es so aussieht, als wären die Scorpions politisch – das sind wir nicht. Wir sind menschlich.“

Klaus Meine (l.) hatte zu Beginn des Jahres eine Wirbelsäulen-OP. Der Scorpions-Sänger heute: „Ich möchte mich vor allem bei meinem Ärzteteam und bei meinen Physios bedanken, die mich so schnell wieder auf die Beine gestellt haben. Das ist eigentlich wie ein Traum, dass ich das hinter mir gelassen habe und mich wieder ganz normal bewegen kann“

Klaus Meine (l.) hatte zu Beginn des Jahres eine Wirbelsäulen-OP. Der Scorpions-Sänger heute: „Ich möchte mich vor allem bei meinem Ärzteteam und bei meinen Physios bedanken, die mich so schnell wieder auf die Beine gestellt haben. Das ist eigentlich wie ein Traum, dass ich das hinter mir gelassen habe und mich wieder ganz normal bewegen kann“

Foto: Levent Kulu

Matthias Jabs: „Wir mussten nicht lange diskutieren. Eins ist ganz klar: Ein Land, was ein anderes überfällt, in dem wollen wir nicht spielen.“

Selfie mit der Bosporus-Brücke im Hintergrund: Scorpions-Gründer Rudolf Schenker und BILD-Reporterin Özlem Evans

Selfie mit der Bosporus-Brücke im Hintergrund: Scorpions-Gründer Rudolf Schenker und BILD-Reporterin Özlem Evans

Foto: Levent Kulu

Und Sie haben „Wind of Change“ umgeschrieben …

Klaus Meine: „Ja. Wir haben vor zwei Jahren gesagt, so eine Friedenshymne wie ‚Wind of Change‘ kann man in der Originalversion nicht mehr spielen. Oder, wenn man sie spielt, dann muss man den Text verändern und das habe ich gemacht damals und ‚I follow the Moskva, down to Gorky Park‘, diese Russland verherrlichenden Zeilen, ausgetauscht in ein Statement, das die Solidarität mit der Ukraine ausdrückt. (…) Jetzt hat der Text nochmal eine leichte Veränderung genommen, wo ich versuche, auszudrücken, dass hoffentlich ein neuer ‚Wind of Change‘ Frieden und Freiheit bringt.“

Klaus Meine im Gespräch mit BILD-Reporterin Özlem Evans

Klaus Meine im Gespräch mit BILD-Reporterin Özlem Evans

Foto: Levent Kulu

Sie sind tatsächlich nicht nur eine Rock-Band, sondern gelten als musikalische Friedensstifter. Ist das eine Last?

Klaus Meine: „Ich würde das nicht als Last bezeichnen. Es kann manchmal herausfordernd sein. Aber unterm Strich ist es einfach wunderschön, wenn die Band so aufgenommen wird, wie wir es auch empfinden. Nämlich, dass wir mit Musik Brücken bauen wollen.“

Rudolf Schenker setzt auf Meditation, um fit zu bleiben: „So entstehen bei mir die besten Songs“

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Foto: Levent Kulu

In diesem Jahr spielen Sie in knapp 20 Ländern, die meisten Konzerte sind ausverkauft. Es scheint weiterzugehen, oder?

Matthias Jabs: „Für uns bedeuten die ausverkauften Konzerte, dass sich unsere Beliebtheit sogar noch gesteigert hat – oder die Leute denken: ‚Die machen’s nicht mehr so lange, da müssen wir unbedingt hin‘.“ (lacht)

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Klaus Meine: „Nächstes Jahr feiern wir unser 60-jähriges Jubiläum, man glaubt es kaum. Man muss seine Energien und Kräfte jetzt natürlich einteilen. Entscheidend ist, dass es uns immer noch viel Spaß macht.“

Die Rolling Stones sprechen darüber, Avatare von sich auf der Bühne auftreten zu lassen. Könnte KI auch in der Karriere der Scorpions eine Rolle spielen?

Klaus Meine: „Ich glaube, vorstellen kann man sich erstmal alles. Das ist zum einen ein Geschäftsmodell. Aber es ist, wenn man es positiv sehen will, eine Möglichkeit, das Vermächtnis, die Geschichte, die Songs einer Band lebendig zu erhalten, auch für die nächsten Generationen. Man sollte jedoch aufpassen, dass KI jungen Künstlern nicht die Möglichkeit nimmt, ihren eigenen kreativen Weg zu gehen und Songs zu schreiben.“

Matthias Jabs: „Der Erfolg von großen Bands hängt davon ab, dass sich das Publikum mit den Personen auf der Bühne identifiziert. Sie wollen live dabei sein. Mit Avataren oder KI wirst du die Magie, die bei einem Konzert entsteht, nicht erreichen.“

Klaus Meine über seine Band: „Wir sind Brüder im Geiste. Wir sind Rock’n’Roll-Brothers“

Klaus Meine über seine Band: „Wir sind Brüder im Geiste. Wir sind Rock’n’Roll-Brothers“

Foto: Levent Kulu

Was ist Ihr größter Luxus in dieser Phase Ihres Lebens?

Rudolf Schenker: „Geld allein bringt es nicht. Man muss einen Sinn im Leben haben. Dann hat man eigentlich alles, was man braucht. Mein Vater hat zu Beginn meiner Karriere gesagt: ‚Mach‘, was dir Spaß macht, das Geld kommt von selbst.‘ Das hat funktioniert. Man bewältigt das Leben spielerisch – oder gar nicht.“

Klaus Meine: „Luxus ist Zeit. Und Lebenszeit mit deinen Liebsten zu verbringen. Das bedeutet mir sehr viel.“



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